Vida Cycling Program – Grass Track Cycling
Vida ist eine der wenigen Fahrradenthusiasten Ghana`s. Im Gegensatz zu benachbarten Ländern wie Togo und Burkina-Faso gibt es in Ghana keine großen Fahrradrennen, der Stellenwert des Fahrrads ist in der Gesellschaft nicht sehr hoch, es fehlen Vorbilder. Die Leute die Zugang zu Tortro`s (Sammeltaxis) haben nutzen diese, auch wenn es sie das wenige Geld kostet dass sie haben. Die Hauptstadt Accra erlebt täglich einen Verkehrskollaps, es ist kein Problem zwei oder drei Stunden in einem „Stehzeuge“ zu verbringen. Vida hat eine Vision: Mehr Menschen in Ghana entdecken das Radfahren, es wird eine neue Nationalsportart und alle genießen die Vorteile: Die Radfahrer selbst profitieren von den „health benefis“ und sparen täglich Geld und Zeit. Die Städte werden wieder lebenswerte Orte, frei von giftigen Abgasen und tödlichen Unfällen. Ghana hat bei einer äußert niedrigen Motorisierungsrate (40 Autos pro 1000 Einwohner) schon halb so viele Verkehrstote wie Deutschland, jährlich sterben hier über 2000 Menschen im Verkehr, (Motorisierungsrate in Deutschland 540 Autos pro 1000 Einwohner, Verkehrstote knapp 4000). In Afrika insgesamt schnellt die Anzahl der Verkehrstoten seit Anfang der 90er Jahre exponentiell in die Höhe, ein Ende nicht absehbar. Vida ist mit ihren Ansichten vielen Menschen voraus. Das Umdenken das Vida fordert wird derzeit auch erst in wenigen europäischen Ländern und Städten wie in Holland oder Kopenhagen praktiziert. Eine andere Welt ist möglich, dieser Glaube vereint Vida und Fahrräder für Afrika.
Jedes Wochenende kommen jugendliche Jungen und Mädchen aus der ganzen Region zu ihr und trainieren auf ihren Fahrrädern. Sie sind kein klassisches Radteam, Vida bringt ihnen das Radfahren bei und ermutigt sie zum Radfahren. Auf den Dörfern finden sich noch immer Leute, die behaupten dass Mädchen, die Radfahren ihre Fruchtbarkeit verlieren. Vida teilt ihre Vision mit den Jugendlichen und hat inzwischen schon etliche hundert Menschen auf s Rad gebracht, die ihre Ansichten teilen. Vida richtet mehrmals im Jahr „Grass Trank Cycling“ Rennen aus. Das Rennen findet auf einem Fußballfeld in ihrem Wohnort Apeguso (Eastern Region) statt. Durch Apeguso führt nur eine geteerte Überlandstraße, motorisierte Fahrzeuge fahren oft viel zu dicht und schnell an den Radfahrern vorbei, kein Ort um Radfahren zu lernen oder gar ein Rennen auszurichten. Das Rennen heute ist ein reines Mädchenrennen, Vida gibt zum ersten Mal Fahrräder als Preis für die Bestplatzierten aus. Die Mädchen müssen allerdings 10 Cedi (3,10 Euro) als Teilnahmegebühr bezahlen, keines der Mädchen besitzt ein eigenes Fahrrad. Auch zum ersten Mal wie Vida sagt. Sie möchte, dass sich die Spreu vom Weizen trennt, die Mädchen müssen das wirklich selbst wollen, und nicht nur teilnehmen weile es eben mal ein anderer Zeitvertreib ist. Sie selbst sei, als sie jung wahr allem was mit Fahrrad zu tun hat regelrecht hinterhergejagt. Sie sagt, es nicht gut alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Als Preis winken drei Fahrräder, die beiden Erstplatzierten bekommen zusätzlich ihr Buch „Vida Cycling Programm – Enjoying Health Benefits“. Viele Menschen in Ghana leiden in fortgeschrittenem Alter an Schlaganfällen, die Nahrung ist sehr kalorien- und fettreich, Bewegung oder gar Schwitzen sind überhaupt nicht schick. Alle Teilnehmerinnen bekommen am Ende ein Teilnahmezertifilkat, die Eltern der Mädchen ein „certificate of honour“, dafür dass sie es ihren Töchtern ermöglicht haben am Rennen teilzunehmen. Auch ich werde ausgezeichnet mit einem „certificate of appreciation“. Fahrräder für Afrika hat Vida dieses Jahr zum zweiten Mal mit rund 150 Rädern, Werkzeugen und Ersatzteilen ausgestattet. Gelagert und angekettet sind diese im wahrsten Sinne derzeit noch vor ihrem Haus. Wie letztes Jahr wird sie ein Großteil der Räder an Schulkinder, Bauern und Marktfrauen weitergeben. An machen Tagen stehen die Kinder schon früh morgens bei ihr vor der Tür und fragen „Mrs. Vida“ ob sie Rad fahren dürfen.
Für das Rennen galt es zunächst einmal das Fußballfeld vom hohen Gras und Ästen zu befreien, alle Kinder helfen fleißig mit. Auch für das Rennen kann Vida auf ein große Gruppe Freiwilliger zurückgreifen, alles ihre Schützlinge, die teils aus Accra extra für das Rennen angereist sind. Vor dem eigentlichen Rennen gibt es ein „fun race“ auf Kinderrollern und einige Darbietungen auf Einrädern und BMX. Besonders groß ist der Spaß für die Zuschauer wenn einer der Teilnehmer stürzte, in aller Regel sanft auf dem zuvor geräumten Fußballfeld. Pünktlich zum Start des Mädchenrennens, funktioniert auch die abenteuerlich zusammengestöpselte Stereoanlage wie sie soll und es wird abwechselnd das halbe Dorf mit Ansagen zum Rennen oder ordentlich Wumms beschallt. Vor Rennbeginn gibt es eine Aufwärmrunde angeführt vom Tandem, anschließend wird das Rennen freigegeben, es folgen sechs Runden. Gleich zu Beginn setzt sich Vivian ab und fährt den Sieg mit der Überrundung eines Großteils des Feldes souverän nach Hause. Um Platz zwei und drei wird härter gekämpft. Vivian hat erst vor einigen Monaten das Radfahren bei Vida gelernt, nun ist sie stolze Besitzerin eines pinken Wheeler-Mountainbikes. Gleich am Ziel löchert ein Reporter der lokalen Presse, Vivian ist wenig gesprächig und weiß wenig Antworten auf die großen Fragen des Reporters, ob sie sich eine größere Radsportgemeinschaft in Ghana wünscht. Er möchte schließlich ihre Telefonnummer für eventuelle Nachfragen und ist entsetzt als sie ihm antwortet sie hätte kein Handy. Auch eine Vertreterin eines Jugendsportkommites Ghanas ist anwesend.
Anschließend sind sich alle einig, dass heute hier großes passiert ist und wollen dies entsprechend in oder über ihr Netzwerk kommunizieren.
lokale Berichterstattung zum Rennen:
http://www.modernghana.com/news/508690/1/grass-track-cycling-competition-held-at-apeguso-in.html
http://www.ghanaweb.com/GhanaHomePage/SportsArchive/artikel.php?ID=295382
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