Rennradsport in Togo
Der Ort Kpalime (gesprochen Pahlimeh) liegt im Suedwesten Togos und hat vor einem Jahr eine neue Asphalt-Hauptstrasse bekommen. 20 Kilometer vor meinem Tages-Zielort, dort wo fuer mich diese traumhafte Strasse begann, kam mir ein Junge auf einem Rennrad entgegen, der 15jaehrige Alladzi. Er begleitete mich gleich bis Kpalime, fuerhrte mich dort ins Mannschaftslager und stellte mich seinem Kapitaen Raouf (19 Jahre) vor. Morgen faende hier ein Rennen statt: Mitten in Kpalime, ein Kriterium mit 2,3 Kilometer Rundenlaenge, er Raouf wolle – nein muesse unbedingt gewinnen.
Das wollte ich nicht verpassen. Beginn 13h am beschriebenen Start-Zielort. Ich und ein Spanier, der derzeit zu Fuss auf dem Weg nach Kamerun ist waren die einzigen und dass um fuenf nach 13 Uhr. Um 14h kam Raouf und klebte noch schnell ein paar Veranstaltungsflyer an das frisch aufgestellte Soundsystem (“2eme Criterium a Kpalime, Depart a 13h”).
Im Startfeld waren 16 Fahrer, zehn aus Kpalime und sechs aus dem 70 Kilometer entfernten Atakpame, im Alter von 15 bis 60 Jahren. Aehnlich ungleich war das Material der Fahrer ueber die vergangenen vier Jahrzehnte verteilt. Raouf und noch ein weiterer Fahrer waren die einzigen mit Aluminiumrahmen, Bremsschalthebeln und Klickpedale. Ein Grossteil der Fahrer fuhr mit historischen aber wunderschoenen Stahlrahmen aus Italien, Deutschland und Frankreich. Die meisten mit Hakenpedalen und ein paar billigen Turnschuhen, ein paar wenige mit normalen Pedalen.
Nicht alle waren professionell vorbereitet, so fehlten am ein oder anderen Laufrad ein paar Speichen, auch eine alte Schuelertrinkflasche aus Blech mit Tigerentenmotiv muss es als Trinkflasche tun.
Im seinem ersten Rennen mit einem Rennrad (bisher konnte er mangels Material immer nur mit einem Velo tout Terrain “MTB” teilnehmen) wurde Alladzi in der dritten Runde vom Hauptfeld distanziert und fuhr fortan tapfer alleine. Raouf war von Anfang an vorne mit dabei und hat das Tempo selbst mit zahlreichen Attacken hoch gehalten. In Runde 23 von 30 gelang es ihm sich alleine abzusetzen. Aufregung gab es nochmal kurz vor Schluss als die Kreidetafel nur noch 2 verbleibende Runden ansagte, der Rennrichter aber der Meinung war, dass es noch nicht so weit ist. Somit gab es dann einfach zwei vorletzte Runden.
Souveraen fuhr Raouf den Sieg ins Ziel. Fuer die Zielrunde stand die Polizei 200 Meter vor der Menschenmasse und hat den Verkehr zurueckgewuncken. Das Rennen zuvor fand im normalen Verkehr, unterstuetzt durch zwei Polizeimotorraeder, statt.
Mit unserem naechsten Container fuer den Verein www.hilfe-fuer-togo.de der in Kpalime unter anderem ein Ausbildungszentrum betreibt, moechten wir auch Raouf und seinen Club unterstuetzen. Materialspenden die ausdruecklich an Raouf gehen sollen, bitte entsprechend kennzeichnen. Raoufs grosser Traum ist es ein professioneller Radsportler zu werden und Rennen in Europa zu bestreiten.
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