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Les vélos burkinabés

Les vélos burkinabés

Burkina Faso ist ein westafrikanisches Land in dem viel Rad gefahren wird. Aufgrund seiner geographischen Lage muss jedes Fahrrad das hier rollt nicht nur auf dem Seeweg hierher geschifft werden, sondern auch die Landroute Lome-Ouagadougou (Alternativ auch Abidjan, Cotonou oder Accra) nehmen. Umso erstaunter war ich im „Marché deux roues“ in Ouagadougou soviele fabrikneue Peugeot Räder im Stil der 50er/60er Jahre zu sehen.

Der Zweimarktrad befindet sich am suedlichen Stadtrand, zahlreiche Bretterbuden reihen sich auf eine quadratischen Flaeche von etlichen Hundert Metern aneinander. Durchzogen ist der Markt von zahllosen Gaengen, mal drei Meter breit mal 50 Zentimeter. Bereits von weitem hoert und sieht man die Abgaswolke der zahlreichen Mofas und Mopeds die hier geschlachtet, repariert und verkauft werden. Die einzelnen Verkaufsbuden im Inneren oftmals nicht groesser als 4 Quadratmeter. Man betritt den Markt und von vielen Seiten ertoent ein erstauntes: „Le Blanc, tu cherche quoi?“ (Weisser, was brauchst/suchst du?) Joah – nur mal gucken ne?! Im nordoestlichen Eck finden sich viele Radhaendler. Am aeusseren Rand einer mit europaischen 2nd-hand Fahrraedern, ein Grossteil der Raeder hat die Schweizer Velovignette auf Schutzblech oder Rahmen kleben. Ja der letzte Container kam aus der Schweiz, woher ich das den wisse?! Teils bekommen die Raeder im Markt auch gleich eine neue Lackierung. Auch Aufkleber von lokalen Radmarken oder Motorradmarken gibt es zu kaufen.

Peugeot, der große französische Hersteller hatte Anfang der 90er Jahre seine Fahrradproduktion in Frankreich eingestellt. Und: Seine kompletten Produktionsmaschinen nach Burkina Faso an die SIFA (Société industrielle du Faso) verkauft.
Bei den fabrikneuen Peugeot Raedern handelt es sich allerings um Restbestaende. Die SIFA hat ihre Zweiradproduktion im Jahr 2009 eingestellt. Die Restbestände der Peugeots werden für 82.000 CFA (120€) verkauft. Daneben stehen Räder der Marke Essence, eine  chinesische Kopie der Peugeots die ihnen bis ins letzte Detail gleicht, für 47.000 CFA (72€). Ähnlich wettbewerbslos waren zuletzt die motorisierten Zweiräder von SIFA. Sie produzierten lediglich klassische Mofas, auf denen eine Person sitzen kann, Endkonsumentenpreis 420.000 CFA. Die nun erhältlichen chinesischen Roller für 350.000 CFA bieten hingegen Platz für zwei Personen und sehen wesentlich schnittiger und moderner aus. Die SIFA hatte in Burkina Faso bis zum Jahr 2000 eine Monopolstellung. Der Markt wurde ab dem Jahr 2000 für andere Anbieter geöffnet. Die SIFA war in diesem globalisierten Zweiradmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig. Abgesehen davon was das Management der SIFA falsch gemacht haben könnte (verpasste Produktinnovation, zu hohe Produktionskosten, etc.), könnte man chinesische Produkte und die Globalisierung nun grundsätzlich verdammen, schließlich haben sie Arbeitsplätze und Einkommen in Afrika vernichtet. Allerdings profitieren die Afrikaner als Konsumenten auch von billigeren Produkten. Problematisch ist dies natuerlich wenn die Qualitaet der Produkte zu wuenschen uebrig laesst und die eigenen Märkte zerstört. Die große, große Frage ist aber vielmehr womit generiert Afrika sein Einkommen um am Konsum teilzuhaben? Dies ist das große Dilemma Afrikas. Es gibt wenig afrikanische Produkte (abgesehen von Rohstoffen) die im Welthandel wettbewerbsfähig sind. Welthandel bedeutet dabei nicht unbedingt dass afrikanische Produkte in Europa, Amerika oder Asien landen. Nein, das passiert hier auf afrikanischem Boden: Fast alles, was es in den Geschäften gibt, ist importiert. Besonders weh tut dies, wenn man einen thailändischen Ananassaft aus der Dose vorgesetzt bekommt. Im Bereich der Grundnahrungsmittel ist dies noch gravierender: Die lokalen Produkte wie Reis, Mais oder Salz können mit den ausländischen Produkten kaum konkurieren. Die klassische Dorfboutique hat bestenfalls eine Gefriertruhe mit gekühlten Getränken auf jeden Fall aber große Säcke mit Reis aus Vietnam und Indien und Getreide aus Myanmar. Der afrikanische Bauer, ausgestattet mit Holzspitzhake und Machete und ohne großes Wissen über Landwirtschaft wirtschaftet wie folgt: Die Böden werden brandgerodet. Dies ergibt die Fläche die von Hand bewirtschaftet wird. Nach wenigen Ernten sind die Böden ausgelaugt. Die Ertragsraten sinken, es wird eine neue Fläche erschloßen. Die erwirtschafteten Produkte werden zumeist selbst konsumiert und kleine Überschüsse auf lokalen wöchentlich stattfindenden Märkten verkauft.
Zunächst einmal sind billige Lebensmittel und der Welthandel natürlich ein Segen für Afrika, bekommt man doch mehr Nahrung für das wenige Geld das man hat. Wiederum ist die große Frage wo verdient der afrikanische Bauer sein Geld?
Die SIFA und somit die in Afrika hergestellten Peugeots, so wird mir berichtet, sind allerdings nicht komplett liquidiert. Der Maschinenpark wurde nach Mali weiterkauft, wo es wohl weiterhin eine Produktion geben soll.

Aufgrund der jahrelangen Monopolstellung ist das klassische Peogeot sicherlich das meistverkaufteste Fahrrad in Burkina Faso. Darauf folgen Raeder aus chinesischer Produktion, darunter der „Champion d’Afrique“ ein chinesisches Mountainbike, das ich im Verkehr leider noch nie mit funktionierender Gangschaltung gesehen habe. Und japanische Damenraeder. Diese waren mir bereits in Ghana und Togo aufgefallen. Es handelt sich dabei immer um den gleichen Typ Fahrrad: Ein Damenrad mit Plastikkorb, Felgenbremse vorne und Ruecktrittbremse hinten, Aufklebern mit japanichen Schriftzeichen auf Rahmen und Schutzblech. Wer in Japan sein Fahrrad nicht auf einem der markierten Fahrradparkplaetze abstellt muss damit rechnen, dass sein Rad von der lokalen Stadtverwaltung eingesammelt wird. Gegen eine bestimmte Summe kann man das Rad anschliessend wieder ausloesen. Viele werden nicht ausgeloest. Einige Afrikaner wissen diesen kostenlosen Sammelservice zu schaetzen und kaufen die Raeder containerweise auf.

Anlaesslich des 52. Unabhaengigkeitstags in Burkina Faso gab es ein 120 Kilometer Radrennen Ouagadougou-Koudogou. Der Grossteil der Teilnehmer war professionell ausgestattet. Sicherlich das ist Burkinas Radsportelite. Allerdings gab es im hinteren Drittel des Feldes auch Radfahrer die sich alleine durch Materialdoping um etliche Dutzend Plaetze nach vorne katapultieren koennten. Da wurde mit schlecht gewarteten 70er Jahre Tourenrennen und mit Turnschuhen gefahren. Etliche Fahrer wollten auch meinen Helm, der zahlreiche Luftloecher hat, gegen ihren rosanen Vollstyroporhelm aus den 90er Jahren tauschen. Als das Rennen zu Ende war ging es fuer manche bequem im Jeep zurueck nach Ouaga. Das hintere Drittel wiederum teilte sich die 16 Plaetze im und auf dem Dach eines Kleinbusses. Entspannen und Beine ausstrecken nach dem Rennen – Fehlanzeige.

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