Hilfe für Togo
Ich habe Togo als Land der Extreme erfahren. Die letzten Berichte meinerseits haben überwiegend ein Bild gezeichnet, dass das wohlhabende und funktionierende Togo zeigt. (Es gibt Rennräder, Berufsausbildungsmöglichkeiten und richtige Bäckereien mit Croissants, Pain Au chocolat und Baguette – jeweils fuer die, die es sich leisten koennen). Auf dem Land zeigt sich ein anderes Bild: Das Volk leidet. „Les gens souffrent“ – so habe ich es mehrfach aus dem Munde von verschiedenen Togolesen gehoert. Der Staat fühlt sich auf dem Land nicht in der Verantwortung. Wenn man sich die Schulgebäude, Brunnen oder Dispensaires (kleine ländliche Krankenstationenen mit ein oder zwei Mitarbeitern, meist kein Arzt) auf dem Land anschaut, sind zumeist Schilder oder Logos von Ausländischen Hilfsorganisationen angebracht. Sie sind es die hier eine Grundversorgung aufrecht erhalten. Ohne sie wären die Dispensaires vergammelt und eingefallen, Brunnen nicht existent (die Leute holen dann das Wasser aus Flüssen und stehenden Gewässern) und Schulen unter freiem Himmel, mit Sitzplätzen auf dem sandigen Boden und vielen Ausfallzeiten während der Regenzeit. Der Verein Hilfe für Togo, seit sage uns schreibe 20 Jahren, in Togo aktiv hat auf Grund dieser Notwendigkeit zur Unterstuetzung, eine unglaublich lange Liste an erfolgreich durchgeführten Hilfsprojekten (Schul-, Brunnen-, Krankenhausbau, Agrarmodellprojekte etc) vorzuweisen. Da stellt sich die Frage wie machen die das, noch dazu so erfolgreich und mit Freude? Hier in Westafrika haben sich doch schon zahlreiche Hilfsorganisationen, Firmen und Einzelunternehmer die Zähne ausgebissen. Die optimalen Bedingungen für ein derart langes Engagement in einem afrikanischen Land hat sich der Verein selbst geschaffen: Das von ihnen betriebene, aber auf eigenen Beinen stehende Ausbildungszentrum ABCN (siehe auch Bericht „Werkstatt guter Rat“) tritt nämlich auch als Bauunternehmer auf. Einige der Projekte werden auch ausgeschrieben und ehemalige Auszubildenden, nun selbstständig mit einer eigenen Firma, machen eigenständige Angebote und treten gar als Konkurrenz zu ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb auf. Eine kleine funktionierende Marktwirtschaft die effektiv wirtschaftet und am Ende Ergebnisse (Gebäude) liefert die auch das darstellen was zuvor auf dem Papier vereinbart wurde. Würde man die nächstbeste Firma von der Straße weg engagieren wäre keinesfalls sichergestellt, dass der Brunnen die vereinbarte Tiefe hätte, die Klassenzimmerwände tatsächlich mit der vorgesehenen Menge Zement gebaut wurden, oder das im Dachstuhl verwendete Holz gegen Nässe und Tierfraß imprägniert wurde. Man beklagt in Westafrika allgemein, dass viele Leute nur auf das schnelle Geld aus sind. Kombiniert mit fehlendem Wissen seitens der Auftraggeber und Auftragnehmern führt dies zu viel Pfusch, versandetem Geld und Frustration. Bei der diesjährigen Projektbesichtigung mit Hilfe für Togo durfte ich dabei sein. Detailierte Tagesberichte von Anton Weber gibt es auf der Seite www.hilfe-fuer-togo.de. Besonders spannend fand ich die Moeglichkeit zum offenen Austausch mit Leon und Aristide den beiden Leitern des ABCN. Beispielsweise diskutierten wir die Frage wie denn reine Geldgeschenke als Hilfe zu beurteilen sind. Wurde dies von uns Deutschen als durchweg schlecht beurteilt, da wenig nachhaltig, nicht zur Selbsthilfe ausgerichtet und als Hilfsmodell einfach ueberholt, haben Afrikaner hier eine andere Sicht der Dinge. Geldgeschenke sind in Afrika ueblich. Manche Menschen in Togo haben nicht das Geld sich auch nur einmal am Tag etwas zu Esssen und zu kaufen und dann sind die zugesteckten 30 Cent hoechst essentiell, ermoeglichen sie doch erst eine Mahlzeit. Auch sind die Menschen hoechst stolz wenn sie etwas bekommen, noch dazu von einem Weissen oder Deutschen. Sie werden nicht geduckten Hauptes nach Hause kommen, ob dessen dass sie schlechtere Menschen sind, weil sie betteln muessen und auf andere angewiesen sind. Nein sie werden nach Hause kommen und sagen seht her, was mir die Deutschen gegeben haben, ich habe Erachtung erfahren und dass auch noch durch einen Weissen, ist das nicht toll, dieser Tag war ein guter Tag!
0 Comments