Westafrikas Bestseller: ein japanische Damenrad
Fahrräder für Afrika schickt seit 2002 Fahrräder an soziale Projekte in Afrika. Fahrräder sind in den meisten afrikanischen Ländern nichts Unbekanntes. Sie sind für Menschen im ländlichen Raum, in dem es keine Sammeltaxis und oftmals auch kein Geld für diese gibt das ideale Fortbewegungsmittel. Fahrräder sind günstig in der Anschaffung und im Unterhalt, man verbraucht keinen Treibstoff und man bestimmt selbst wann sie wohin fahren.
Für eine Radbesitzer ergeben sich drei Effekte: Sein Fahrrad spart ihm gegenüber dem Gehen Zeit, diese steht nun direkt der eigentlichen produktiven Tätigkeit die mit dem Ortswechsel angestrebt wird (Schulbesuch, Feldarbeit, Marktverkauf) zur Verfügung. Ein Fahrrad erhöht den erreichbaren Radius in dem sich eine Person bewegen kann, beispielsweise lässt sich dank Rad auch der Wochenmarkt im weiter entfernten Dorf besuchen. Ein Fahrrad ermöglicht das Transportieren von Lasten. So kann mit einem Rad ein vielfaches der Menge an Wasserkanistern transportiert werden die sonst mühsam auf dem Kopf getragen wird.
Wo eine Nachfrage, wenn auch mit geringer Kaufkraft, da findet sich auch ein Angebt: Afrikanische Geschäftsmänner haben den Fahrradmarkt entdeckt, in Westafrika (insbesondere Togo, Burkina Faso, Nordghana) boomt der Fahrradverkauf. So sieht man oftmals Transporter mit großen Mengen hoch aufgestapelter Räder. In ganz Afrika gibt es abgesehen vom Nischenprodukt Bambusrahmen leider keine eigene Fahrradindustrie. Bis 2009 gab es diese in Burkina Faso. Aber mit der chinesischen Konkurrenz konnte die „vélos burkinabé“ nicht mithalten. Es waren angeblich Einheimische Geschäftsleute, die das erfolgreiche Fahrrad, welches auf alten Peugeotmaschinen hergestellt wurde, mit nach China genommen haben: „Baut uns dieses Fahrrad, nur billiger.“ Nun gibt es das Rad im gleichen Design, leider mit mangelhafter Qualität, zu etwas weniger als der Hälfte des Preises (rund 60 Euro). Die Qualität der chinesischen Räder lässt zu wünschen übrig. Man bedenke, dass in Deutschland selbst das billige Supermark-/Baumarktfahrrad immer noch 150 bis 200 Euro kostet, was über das 3fache dieses Dumpingpreises ist. Die Alternative lautet für Afrika wie bei so vielem: zweite Hand, in Ghana auch „home used“ (gebraucht), „rejected items“ (zurückgewiesene Produkte), und im unglaublich großen Second-hand Kleidermarkt „dead White man`s cloth“ (Klamotten des toten weißen Mann) genannt. Viele Afrikaner die im Ausland leben sammeln hier auch Räder, die dann in ihren Heimatländern kommerziell weiter verwertet werden.
Das meist gefahrene Fahrrad in Westafrika ist aber das unverkennbare klassische japanische Stadtfahrrad mit Plastikkorb („vélo panier“). Japan ist was Fahrräder betrifft ein Einheitsland, sicherlich gibt es Rennräder und Mountainbikes, aber für den Alltagsgebrauch tut es eben auch dieses Damenrad mit Korb. Wer in Japan sein Rad nicht an einem dafür vorgesehenen Ort abstellt ist es schnell los. Japanischen Städte und Gemeinden kassieren diese falsch geparkten Räder ein und bleiben so jedes Jahr auf hunderttausenden nicht abgeholten Rädern sitzen. Eine Sammelarbeit die afrikanische Geschäftsleute zu schätzen wissen, müssen die Räder doch nur noch in Container verladen und verschifft werden. Auf dem Kunstmarkt in Ouagadougou, Burkina Faso, gibt es handgeflochtene Fahrradkörbe als stabileren Ersatz für den Plastikkorb des Japanfahrrads. Und es gibt das „japan bike“ inzwischen auch neu, als chinesischen Nachbau. Westliche und japanische Fahrräder sind beliebt, sind sie doch qualitätsmäßig immer noch um ein vielfaches besser als die neuen chinesischen. Die japanischen Damenräder sind sicherlich nicht jedermanns Sache, aber sie haben einen Vorteil: Es handelt sich um den gleichen Typ Fahrrad, obwohl von unterschiedlichen Herstellern, gibt es wenig Variationen, es sind stets die gleichen Teile verbaut. Das erleichtert den Ersatz kaputter Teile sowie die Reparatur der Räder.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es kommen alle Arten von Fahrrädern nach Afrika. Die von uns gesammelten Fahrräder landen nicht auf den kommerziellen Märkten sondern stehen den sozialen Projekten unserer Projektpartner zur Verfügung.
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